Genehmigung Gemeindeversammlung vom 13. Juni 2024:
Die Erneuerung des Grundwasserpumpwerks Schachen ll ist eine dringend not-wendige Massnahme um die Trinkwasserversorgungssicherheit der Gemeinden Windisch und Gebenstorf zu stabilisieren. Nebst zusätzlichen Pumpen, um das Trinkwasser aus dem Grundwasser zu fördern, muss auch das Betriebsgebäude erneuert bzw. vergrössert und gleichzeitig hochwassersicher erstellt werden. Die grundsätzliche Machbarkeit für den geplanten Ausbau des Grundwasserpumpwerks Schachen ll am heutigen Standort wurde mit einem Vorprojekt nach-gewiesen und durch die kantonalen Stellen gutgeheissen.
Das Ingenieurbüro K. Lienhard AG, Buchs, hat zusammen mit der Jäckli Geologie AG, Baden, ein entsprechendes Bauprojekt mit Kostenvoranschlag erarbeitet. Parallel dazu hat die Firma ilu AG ein Konzept für die, vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt geforderten, Schutz-, Ersatz- und Wiederherstellungsmass-nahmen erarbeitet. Die Kosten für Gebenstorf belaufen sich auf CHF 1'300'000.
Einleitung
Das Grundwasserpumpwerk (GWPW) Schachen ll ist ein gemeinsames Bauwerk der Wasserversorgungen Windisch und Gebenstorf und wurde in den Jahren 1972 bis 1974 erstellt. Es ist somit über 50 Jahre alt und gehört zu 2/3 der Gemeinde Windisch und zu 1/3 der Gemeinde Gebenstorf, was vertraglich geregelt ist.
Das GWPW Schachen II stellt einerseits direkt für die Gemeinden Windisch und Gebenstorf das wichtigste Standbein der Trinkwasserbeschaffung dar. Andererseits wird indirekt ab Windisch auch die Regionale Wasserversorgung Birrfeld REWA (Gemeinden Birr, Birrhard, Hausen, Lupfig, Mülligen und Scherz) mit Trinkwasser beliefert. Insgesamt werden damit ab dem GWPW Schachen rund 25'000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Trinkwasser versorgt.
Handlungsbedarf / Platzverhältnisse
Um das Trinkwasser aus der Grundwasserfassung zu fördern, verfügt Windisch über zwei Tauchmotorpumpen, welche parallel laufen können. Gebenstorf verfügt über eine Tauchmotorpumpe. Beiden Wasserversorgungen fehlt je eine zusätzliche Pumpe, um den Ausfall einer Pumpe verkraften zu können. Beim Ausfall einer Pumpe ist im Normalfall mit Lieferfristen von rund 2 bis 3 Monaten zu rechnen.
Sowohl Windisch als auch Gebenstorf verfügen demnach über eine zu geringe Versorgungssicherheit. Im Grundsatz sollte beim Ausfall einer Pumpe jeweils eine zusätzliche Pumpe zur Verfügung stehen. In den Generellen Wasserversorgungsprojekten (GWP) von Windisch und Gebenstorf ist deshalb vorgesehen, dass je eine zusätzliche Pumpe zu installieren ist.
Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit ist je eine zusätzliche Unterwasserpumpe nötig, was aus Platzgründen nur durch den Bau eines zusätzlichen Filterbrunnens machbar ist. Der bestehende und in einem guten Zustand befindliche Brunnen im Betriebsgebäude kann in das zukünftige Konzept integriert werden.
Auch im Betriebsgebäude des GWPW Schachen ll sind die Platzverhältnisse deutlich zu klein. Die Installationen sind nicht vernünftig zugänglich. Einige Armaturen sind nur kriechend zu erreichen und diverse Leitungen weisen eine asbesthaltige Beschichtung auf.
Die Verrohrung von zusätzlichen Pumpen kann im bestehenden Bauwerk nicht realisiert werden. Deshalb ist es unumgänglich, dass nebst einem zusätzlichen Filterbrunnen auch deutlich mehr Platz im Gebäude zur Verfügung stehen muss. Ein Ausbau ist nicht möglich, da die Statik des Fertigbetonbauwerks dies nicht zulässt. Es kommt daher nur ein Neubau in Frage.
Im Gebäude integriert ist zudem eine Trafostation der Elektrizitätswerke Windisch, welche mit dem Neubau erneuert wird.
Variantenprüfung und Standortentscheid
Das bestehende Bauwerk befindet sich an einem sensiblen Standort im Wald auf dem Gemeindegebiet Windisch. Es zeigte sich bereits zu Beginn der Planung, dass die drei Bereiche «Landschaftsschutz», «Hochwasserschutz» und «Wald» zu berücksichtigen sind und die Standortgebundenheit nachgewiesen werden muss.
Die grundsätzliche Machbarkeit für den geplanten Ausbau des Grundwasserpumpwerks GWPW Schachen ll am heutigen Standort wurde mit einem Vorprojekt nachgewiesen. Im Rahmen der Standortevaluation wurde für den Ersatz der Trinkwasserfassung Schachen II dargelegt, dass es nicht genügend geeignete Standortalternativen in der Region gibt.
Die Gemeinderäte Gebenstorf und Windisch haben im Frühling 2021 das Vorprojekt freigegeben und das Vorentscheidsgesuch dem Kanton Aargau eingereicht. Der Vorentscheid (§ 62 Baugesetz) ist ein Teilentscheid, berechtigt allein aber noch nicht zur Ausführung von Bauarbeiten. Er dient dazu, wichtige Einzelaspekte verbindlich zu entscheiden, ohne dass ein komplettes Projekt ausgearbeitet werden muss. Ein rechtskräftiger und noch gültiger Vorentscheid entfaltet im nachfolgenden Baubewilligungsverfahren verbindliche Wirkung, soweit die Verhältnisse gleichbleiben. Der Vorentscheid verliert seine Gültigkeit, wenn nicht innert 2 Jahren ein Baugesuch eingegeben wird.
Das Departement Bau, Verkehr und Umwelt hat dem Vorentscheidungsgesuch Ende 2022 unter Auflagen zugestimmt. Der Vorentscheid ist somit noch bis Ende 2024 gültig.
Projektbeschrieb Gebäude
Abbruch bestehendes Gebäude
Das bestehende Gebäude muss vollständig rückgebaut werden.
Formgebung und Anordnung des neuen Gebäudes
Das Bauwerk liegt in einer sehr sensiblen Zone. Es sind diverse Schutzgebiete betroffen (Reusslandschaft, Auengebiet Wasserschloss, Amphibienlaichgebiet Fröschegräbe, Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung und Naturwaldreservat mit Nutzungsverzicht).
Aus diesem Grund wurde bezüglich der Gestaltung das Architekturbüro Burri Studiger AG, Windisch, beigezogen. Es ist vorgesehen, das Gebäude in Ortsbeton auszuführen und das sichtbare Erdgeschoss inklusive Eingangstüren mit grossflächigen Eternitplatten in hellgrüner Farbe zu verkleiden. Dadurch wird das Bauwerk in die Umgebung eingebettet.
Die aargauische Gebäudeversicherung (AGV) verlangt, dass der Hochwasserschutz des Gebäudes auf HQ100 (bezeichnet ein statistisch gesehen alle 100 Jahre auftretendes Hochwasserereignis, ein «Jahrhunderthochwasser») ausgelegt wird. Um dem Hochwasserschutz Rechnung zu tragen, müssen diverse baulichen Massnahmen am Gebäude und der Umgebung angeordnet werden.
Neues Betriebsgebäude
Das neue Gebäude wird aus platzgründen zweigeschossig in armiertem Ortsbeton ausgeführt. Das Erdgeschoss besteht aus dem Traforaum, einem Niederspannungsraum sowie dem Eingangsbereich. Der Zugang zum Elektro-Traforaum des Elektrizitätswerks Windisch erfolgt über eine separate Eingangstüre.
Mit einer Treppe gelangt man in das Untergeschoss, wo sich die komplette Verrohrung und der bestehende Filterbrunnen mit den Pumpen befindet.
Die Wände des Betriebsgebäudes werden in Beton roh belassen. Sämtliche Innenwände und Decken werden gestrichen. Die Böden im Unter- und Erdgeschoss werden mit einem Fliessmörtelbelag über einer Ausgleichsmörtelschicht versehen. Das Dach wird mit einer extensiven Begrünung versehen.
Bestehender Filterbrunnen im Betriebsgebäude
Eine Zustandsaufnahme des bestehenden Brunnens zeigte, dass sich dieser in einem guten Zustand befindet und in das zukünftige Konzept integriert werden kann. Im bestehenden Brunnen werden zukünftig zwei neue Pumpen für die Wasserversorgung Gebenstorf installiert.
Der Brunnen wird mit einem druckwasserdichten Brunnenkopf aus Edelstahl versehen, da der Grundwasserstand über das Brunnenniveau ansteigen kann. Zum Ein- und Ausbauen der Pumpen sind zwei parallele Kranbahnen eingeplant.
Projektbeschrieb zweiter Filterbrunnen
Standort
Um den genauen Standort des zusätzlichen zweiten Filterbrunnens zu ermitteln, hat das Büro Jäckli Geologie AG ein sogenanntes Grundwassermodell zur Vorhersage der Wasserverfügbarkeit für das Gebiet erstellt. Der optimalste Standort wurde ca. 20 m südöstlich des bestehenden Brunnens ermittelt. Mittels Bohrung eines Versuchsbrunnens im Jahr 2021 konnte aufgezeigt werden, dass die Grundwasserqualität den Anforderungen genügt.
Neuer Filterbrunnen
Für die Erstellung des neuen Brunnens muss eine Bohrung mit einem Durchmesser von 2 m und einer Tiefe von rund 17 m erstellt werden. Der eigentliche Brunnendurchmesser beträgt 1.5 m und wird mit Edelstahlrohren V4a erstellt.
Gebäude bzw. Abschlussbauwerk über dem Brunnen
Über dem Grundwasserbrunnen ist ein rechteckiges, unterirdisches Betonabschlussbauwerk vorgesehen. Das Bauwerk kann bei Hochwasser komplett überflutet werden. Das Bauwerk kommt vollumfänglich in die Parzelle Nr. 1167 der Ortsbürgergemeinde Windisch zu liegen. Für den Bau des Abschlussbauwerks ist eine Rodung des Waldes notwendig. Dies erfordert eine Rodungsbewilligung sowie eine Ersatzaufforstung.
Projektbeschrieb Leitungsbauten
Wasserleitungen
In das Baugebiet von Windisch führen zwei und nach Gebenstorf führt eine bestehende Transportleitung. Aufgrund der Vergrösserung des Gebäudes müssen alle Leitungen vor dem Gebäude neu verlegt werden. Vom Abschlussbauwerk (neuer Filterbrunnen) bis zum Betriebsgebäude müssen drei neue Leitungen im Durchmesser 250 mm auf einer Länge von 20 m verlegt werden.
Entwässerung
Für die Gebäudeentwässerung gibt es eine bestehende Entleerungsleitung, welche im Waldweg verlegt ist und in den Oberwasserkanal der Reuss mündet. Es ist vorgesehen, diese Leitung weiterhin zu nutzen.
Das Dachwasser des Betriebsgebäudes versickert heute in der Schutzzone S1, was nicht mehr zulässig ist. Das Dachwasser wird neu auf der Gebäuderückseite über eine erdverlegte Leitung in einen neuen Kontrollschacht abgeleitet, welcher in den Oberwasserkanal der Reuss mündet. Das Wasser innerhalb des Gebäudes von der Bodenrinne, den Handwaschbecken und den Probeentnahmestellen wird dem Vorfluter (Reuss) zugeführt.
Elektroanschluss, Steuerkabel
Die elektrische Erschliessung der neuen Trafostation erfolgt ab den bestehenden Rohrblöcken vor dem Gebäude unmittelbar neben der Trafostation. Die Kosten trägt das Eliktizitätsversorgung Windisch.
Die Gemein Fernsteuerung
Auch die bestehende steuertechnische Ausrüstung wird erneuert. Es ist vorgesehen, das Bauwerk mit neuen Niederspannungs- und Steuerschränken auszurüsten und in die beiden bestehenden Betriebswarten von Windisch und Gebenstorf zu integrieren.
Rodung im Wald
Die Rodungsfläche wurde auf ein absolutes Minimum beschränkt. Das neue Gebäude benötigt eine definitive Rodungsfläche von ca. 150 m2. Die Wiederaufforstung erfolgt im Gemeindegebiet Windisch auf der Parzelle Nr. 2887 (Eigentümer Staat Aargau) entlang des bestehenden Waldrandes. Die temporäre Rodungsfläche (die Fläche, welche für den Bau benötigt wird) beträgt ca. 1'020 m2. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird diese Fläche wieder bestockt.
Schutz-, Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen
Die geplanten Bauten und Anlagen stellen Beeinträchtigungen der am Standort vorliegenden Schutzobjekte aus Bundesinventaren von nationaler Bedeutung dar. Gemäss Auenverordnung sind Massnahmen zur Wiederherstellung oder Ersatz zu leisten. Die geplanten Schutz-, Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen sowie die Wiederaufforstung wurden durch das Fachbüro ilu AG, Horw, in einem separaten Teilprojekt bearbeitet. Die Kosten sind im Kostenvoranschlag enthalten.
Kosten
Kostenteiler
Die Kostenaufteilung erfolgt wie bis anhin mit einem Verteilschlüssel von 2/3 zulasten Windisch und 1/3 zulasten Gebenstorf.Die Kosten für den Trafo und die Mittelspannungsschaltanlage gehen zulasten des EW Windisch.
Kostenvoranschlag
Basierend auf den Marktpreisen (Stand 1. Quartal 2024) und der Annahme von normalen Wetter- und Baugrundverhältnissen wurde ein detaillierter Kostenvoranschlag ausgearbeitet. Die Gesamtkosten belaufen sich auf Fr. 3'945'650 inkl. MwSt. Das EW Windisch übernimmt die Kosten für den Trafo und die Mittelspannungsschaltanlage mit einem Betrag von rund Fr. 68'000.
Auswirkungen auf die Investitionsplanung
Wie der aktuelle Finanzplan Wasser aufzeigt, stehen auch in Zukunft umfangreiche Investition am Wasserversorgungsnetzt an. Diese sind mit den aktuellen Wasserpreisen nicht kostendecken ausführbar. Um weiterhin eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung mit der dazugehörigen Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ist eine Anpassung des Wasserpreises und / oder der Anschlussgebühren angezeigt.
Zusammenfassung
Sowohl Windisch als auch Gebenstorf verfügen über eine zu geringe Trinkwasserversorgungssicherheit. Im Grundsatz sollte beim Ausfall einer Pumpe jeweils eine zusätzliche Pumpe zur Verfügung stehen. Zudem ist das Betriebsgebäude nachweislich viel zu klein, weshalb ein Ausbau angezeigt ist.
Die Gemeindeversammlung vom 13. Juni 2024 hat dem Kreditantrag von CHF 1'300'000 für die Erneuerung des Grundwasserpumpwerks Schachen II zugestimmt.
Kostenträger | |
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Wasserversorgung Windisch | CHF 2'653'132.90 |
Wasserversorgung Gebenstorf | CHF 1'292'517.10 |
Elektrizitätsversorgung Windisch | CHF 68'103.00 |
Total Kosten inkl. MWST | CHF 3'945'650.00 |